Vom Ultraweitwinkel bis Supertele
Die Hochseeinsel Helgoland bereiste ich das erste Mal im Mai 2015. Ich wusste nicht viel über dieses Eiland und aufgrund meiner körperlichen Einschränkungen hatte ich bislang keinen Mut Helgoland zu besuchen. Viele Leute erzählten von dem Ausbooten, das für mich eine gedankliches Hindernis darstellte. Nachdem ich Berichte über die Vogelbrut auf Helgoland gesehen hatte, war Helgoland für mich ein "Muss" auf meiner Reiseliste.
Jedes Jahr zwischen April und Juni brüten hier hunderte und tausende Basstölpel, Lummen, Dreizehenmöwen und Eissturmvögel an den Klippenwänden im Bereich der Langen Anna. Aber auch viele verschiedene Kleinvögel finden sich auf der Hauptinsel oder der "Düne" ein.
Auf der "Düne", der kleinen Badeinsel, leben Seehunde und Kegelrobben in großen Gruppen, aber auch Möwen und Austernfischer finden hier im Frühjahr ihren Platz zum Brüten.
Die Landschaft hat auch einiges zu bieten; egal ob bei Sonne, bei Nebel, im Frühjahr, Sommer oder Winter - die Gesichter der Insel sind vielfältig. Mich fasziniert diese Insel so sehr, dass ich nicht nur im Frühjahr sondern auch gerne im Winter dort hinfahre, wenn die Kegelrobben ihren Nachwuchs bekommen.
Ich hatte ein wenig Sorgen, ob ich mit Rollstuhl die Insel wirklich (allein) bereisen kann , denn seitens der Tourismus-Zentrale wurde mir eher abgeraten Aber ich machte zum Glück meine eigenen Erfahrungen und kann mitteilen, dass die Insel ist mit Rolli besser befahrbar als man denkt! Nach meiner 1. Reise verfasste ich sogar einen Bericht vor Rollstuhlfahrer, wie barrierearm die Insel doch ist.
siehe hier: https://www.helgoland.de/content/uploads/2017/06/2015_Mai_nach_Helgoland_mit_Handicap_final.pdf
außerdem beschreibe ich nachfolgend, wie gut die Insel mit dem Rollstuhl zu erkunden ist.
die Westansicht der Insel
Die Insel Helgoland wird von verschiedenen Häfen aus angefahren. Ich reise immer via Cuxhaven mit der "MS Helgoland" an. Dieses Schiff wurde im Dezember 2015 in Dienst genommen und bietet eine barrierefreie Überfahrt. Es fährt bis in den Helgoländer Südhafen und bleibt nicht "auf Reede" liegen, d.h. es wird nicht ausgebootet (wie bei den anderen Seebäderschiffen ab Bremerhaven, Büsum... )
An Bord ist im Grunde auch alles barrierefrei; lediglich die Gangway ist etwas steil, aber bei Bedarf helfen die Männer der Reederei gerne mit vereinten Kräften. An Bord kann man mit dem Fahrstuhl die verschiedenen Decks erreichen.
Die Insel Helgoland wird in die drei Regionen Oberland - Mittelland- Unterland eingeteilt: das gesamte Unterland läßt sich mit Rolli von Süden nach Westen und Osten perfekt erkunden und befahren.
Mit dem Fahrstuhl gelangt man barrierefrei ins Oberland. Lediglich das "Mittelland" ist mit dem Rolli nicht zugänglich. Hier gibt es "viel Natur" zu sehen,
Dem ausgeschilderten Rundweg entlang erreicht man die Lange Anna, dem Wahrzeichen Helgolands. Im weiteren Verlauf des Rundweges sollte man der entsprechenden Ausschilderung "barrierearmer Rundweg" folgen, denn im südwestlichen Bereich gibt es noch ein paar Stufen.
Ich kann mich mit meinen Aktivrollstuhl mit Aktiv-Antriebsunterstützung (E-Motion M15) sehr gut allein bewegen. Es ist dort oben schon recht hügelig, die vielen Bombeneinschläge aus dem Krieg haben Spuren hinterlassen. Daher ist es ohne Antriebsunterstützung am Rolli etwas anstrengend - aber mit Begleitung lohnt es sich wirklich, diesen Rundweg zu erkunden!
Problematisch ist es auf Helgoland nur, wenn man mit Rollstuhl in Geschäfte/Läden hinein möchte; diese sind gelegentlich recht klein und eng. Aber man bekommt immer überall Hilfe angeboten.
Positiv erwähnen möchte ich, dass es mehrere öffentliche Toiletten für Rollstuhlfahrer an verschiedenen Punkten gibt.
Im Grunde ist Helgoland gut mit Rollstuhl zu bereisen. Wer mit Begleitung dort ist, wird die Insel sehr gut erobern können. Für normale "Fußgänger" ist die Insel auch unbedingt eine Reise wert.... (Fortsetzung siehe unten)
Die zu Helgoland gehörende "Düne" ist nur mit dem Schiff erreichbar, d.h. man benutzt die Dünen-Fähre, die regelmäßig zwischen Hauptinsel und Düne pendelt. Der Einstieg in die Dünen-Fähre ist NICHT BARRIEREFREI. Wer seinen Rollstuhl nicht verlassen kann, wird wohl kaum zur Düne rüberfahren können. Zumal auch die Fähranleger sehr steil sind.
Auf der Düne gibt es ganz viel Strand, ganz viel Sand und ganz viel Natur. Diese kleine Insel hat im Zentrum einige betonierte Wege und Holzbohlen-Wege. Aber am Strand gibt es nur Sand. Am Südstrand gibt es einen Rollstuhlzugang, wo sich auf ein Restaurant befindet. Man kann aber auch einen Strandrolli ausleihen, der von einer weiteren Person geschoben werden muss.
Ich fahre immer ganz weit an den Strand heran, stelle meinen Rollstuhl ab und begebe mich mit meinem kleinen Hocker im Gepäck auf Stranderkundung, denn an den Stränden der Düne findet man oft Seehunde und Kegelrobben sowie Vögel.
Fotos von der Helgoländer Vogelwelt und den Seehunden/Kegelrobben findet ihr unter der Kategorie: Tierwelt
Das ganze Jahr über ist Helgoland ein tolles Reiseziel - für Tierfotografen sind die Brutzeit im Frühjahr (Mai-Juni bzw bis August) und die Wintermonate mit den Robbengeburten interessant. Aber auch weitere Vögel, die auf Helgoland rasten, kann man hier beobachten und fotografieren. Meine Tierfotos von Helgoland sind unter der Rubrik TIERWELT hinterlegt.