Am 16.12.2022 wurden in der Glockengiesserei Grassmayr in Innsbruck DREI neue Glocken für den Bremer St. Petri Dom gegossen. Die seit Jahren wegen Mängeln stillgelegte große Domglocke BREMA konnte nun Dank einer großzügigen Spende neu gegossen werden (die defekte Glocke wird eingeschmolzen) und ebenfalls durch Spenden konnten 2 kleine zusätzliche Glocken für den Nordturm gegossen werden.
Die St. Petri Domgemeinde rekonstruiert somit das Geläut von 1896 .
Der Gusstermin der drei neuen Domglocken war am 16.12.2022. Die Glockengießerei Grassmayr in Innsbruck ist ein erfahrener Betrieb und gießt Glocken seit 1599. Die drei neuen Glocken müssen harmonisch zu den im St. Petri Dom hängenden Glocken passen. Im Nordturm hängen die mittelalterliche GLROIOSA von 1433 (Erzgießer Ghert Klinghe) und die beiden Glocken HANSA und FELICITIAS von 1951 aus der Glockengießerei Otto aus Bremen.
Das bedeutete, dass die neuen Glocken in der gleichen Rippe gegossen werden müssen - in der sog. OTTO-Rippe (die Rippe ist die Schablone, die die Form vorgibt).
Morgens um 9.30 Uhr in der Glockengiesserei - der Schmelzofen war bereits seit fast 12 Stunden am Feuern. Nach einer kurzen Führung durch das Glockenmuseum der Glockengießerei ging es in die Werkstatt, da die geschmolzene Bronze die Temperatur von 1060 Grad erreicht hat und der Guß beginnen musste.
Nach der üblichen Zeremonie (Geistliches Wort) ging es los - der Schmelzofen wurde geöffnet , die Glockenspeise wurde mit einem Stab Eschenholz umgerührt und daraufhin in einen Gußtiegel abgefüllt. Erst wurde die Gußform der "fis-Glocke" und dann die "g-Glocke" mit Bronze gefüllt. Für den Guß der BREMA musste ein größerer Gußtiegel verwendet werden, immerhin brauchte es rund 7 to flüssiger Bronze für die BREMA. Nach knapp 4 Minuten war die Gußform der BREMA vollgelaufen.
Es war beeindruckend - die Geräusche, die Gerüche, die Wärme und was was geschehen war - es war spektakulär.
Die beiden kleinen Glocken - Schöpfungsglocke und Gerechtigkeitsglocke - waren schon wenige Tage nach dem Guss ausgekühlt und ausgepackt worden.
Die Entmantelung der großen Domglocke BREMA fand am 13.1.23 statt. Die Glocke stand noch wie 4 Wochen zuvor in der Gußgrube. Zunächst musste der Gußmantel abgehoben werden. Darunter befand sich die Glocke, deren Form liess sich unter dem verbrannten Lehm schon erahnen. Sie wurde aus der Grube herausgehoben und mit einem Hammer wurde die verbrannte Lehmschicht abgeschlagen.
Dies war die eigentliche Geburt der großen Domglocke - BREMA. Was für ein Moment!
Die beiden kleinen Glocken konnten wir schon anschauen, sie sahen sehr schön aus -ganz schlicht, nur die Inschrift am oberen Rand.
Im Bremer Dom liefen parallel schon Vorbereitungsarbeiten - am 19.1. wurde der Klöppel der BREMA ausgebaut und die Glocke wurde aus ihrem Joch joch gelöst und 1 Ebene tiefer auf Holzbohlen gesetzt. Nach knapp 3,5 Std war das Abhängen geschafft.
Bereits vor 2 Wochen war die defekte BREMA aus dem Glockenjoch gelöst und eine Ebene tiefer gesetzt worden. Nun war am 1.2.23 endlich die ersehnte Spezialwinde da, um die schwere Glocke vom Turm herab zu lassen.
Diese Spezialwinde kann bis 10 Tonnen Gewicht bewegen - das Hinaufbringen und Aufhängen der Winde hat mehrere Stunden gedauert. Das Herablassen der großen Glocken hingegen dauerte keine 30 min . Gegen 18.40 Uhr begann dann das Ablassen der Glocke und kurz nach 19 Uhr stande diese auf dem vorbereiteten Holzrahmen in der Turmhalle.
Eine tolle Leistung aller Beteiligten!
In der Nacht vom 16./17.2. wurde die "alte" BREMA vom Dom abgeholt. Ich war zu diesem Zeitpunkt bereits in Innsbruck zur Werkabnahme der drei neuen Glocken.
Dankenswerterweise ist JENS HAGENS (www.bremen-foto.de) als Fotograf eingesprungen! Ich zeige hier somit Fotos von Jens Hagens, um den Verlauf dieses Projekts vollständig dokumentieren zu können. DANKE Jens, für diese tollen Bilder!
Die "alte" BREMA, gegossen 1962 in der Glockengiesserei OTTO in Bremen-Hemelingen geht nun nach 61 Jahren ihren letzten Weg zurück zum Glockengiesser - aus ihrer Bronze wird irgendwann eine andere Glocke gegossen...
am Samstag, 18.2.23 fand die Werkabnahme der drei neuen Glocken in Innsbruck statt. Als Glockensachverständiger war Herr Mattias Dichter vor Ort und begutachtete die drei neuen Glocken.
Mit großer Spannung und Vorfreude erwarteten wir sowohl den Anblick als auch den Klang der neuen Glocken.
Die Anlieferung der neuen Glocken erfolgte in der Nacht vom 28.2. auf den 1.3.23 - pünktlich zum Betriebsschluss der BSAG rollte der LKW vor den Dom. Ruckzuck wurde abgeladen, erst die Gerechtigkeitsglocke, die Schöpfungsglocke und dann die 4 Paletten mit 6 Klöppeln. Die Klöppel wurden sofort in den Dom verbracht, die Glocken blieben draussen vor dem Nordportal. Nachdem der LKW umpositioniert war, wurde die BREMA abgeladen. Es war mit dem Kranausleger am Ende Zentimeterarbeit, aber es klappte perfekt. um kurz vor 4 Uhr fuhr der LKW entladen davon.
Kurz nach der Andacht wurden zunächst die beiden kleinen Glocken in die Nordturmhalle geholt. Hierfür reichte ein einfacher Hubwagen, da diese beiden Glocken jeweils nur knapp 1 Tonne Gewicht haben.
Die beiden kleinen Glocken für den Nordturm wurden bereits am Nachmittag des 1. März in die Glockenstube hochgezogen und die Schöpfungsglocke wurde ebenfalls montiert. Sie hat ihren Platz oberhalb der Glocke FELICITAS.
Das Hochziehen der BREMA fand am Donnerstag 2.3.statt. Es war auch ein ganz besonderer Moment. Wie bei jeder Glockenbewegung wurde erst ein kurzer Segen gesprochen, die Glocke 3x mit einem Kantholz angeschlagen - dann ging es los. Langsam erhob sich die über 7 Tonnen schwere BREMA und erreichte ohne Schwierigkeiten nach knapp 25min die Glockenstube.
Die Montage der BREMA konnte ich leider nicht miterleben -am Nachmittag des 2. März hing die BREMA bereits fest im Joch und nachfolgend wurde noch der Klöppel montiert.
Am Vormittag des 3. März wurde zunächst die GERECHTIGKEITSGLOCKE oberhalb der GLORIOSA im Glockenstuhl aufgehängt - diesen Akt habe ich leider nicht begleiten können, lief aber ähnlich ab, wie tags zuvor das Montieren der SCHÖPFUNGSGLOCKE.
Danach wurde mit der Montage der Klöppel begonnen - die neuen Glocken bekamen ihre Klöppel und die Bestandsglocken erhielten ebenfalls neue Klöppel.
nachdem am 6.März der letzte Klöppel (an der GLORIOSA) ausgetauscht wurde, konnte mit dem Abbau der Baustelle begonnen werden. Zwei Tage später war der Glockenstuhl im Nordturm soweit freigeräumt, dass dieser das Endergebnis preis gab....